Die Informatik betrachtet sich als Grundlagenforschung
bezüglich elektronischer Datenverarbeitung. Ähnlich verstehen sich
Physiker, Chemiker und Biologen als Grundlagenforscher der Naturwissenschaft.
Die Arbeit mit dem Computer lässt sich in drei Kategorien
einteilen: es gibt den Computer-
Anwender, den Computer-
Techniker
und den
Informatiker.
Analog könnte man auch den Umgang mit Autos einteilen: hier gibt es den
Anwender
(=Autofahrer), denjenigen, der die Autos baut und repariert (=
Automechaniker),
und denjenigen, der sich um die Funktionsweise von Autos kümmert (
Chemiker,
Physiker).
Es ist möglich, dass der Anwender (=Autofahrer) gar nicht
in der Lage ist, auch nur den kleinsten Schaden am Auto (Batterie ist leer oder
Reifenpanne) selbst zu reparieren. Andererseits kann es durchaus sein, dass der
Physiker, der für den optimalen Luftwiderstand der Karosserie
zuständig ist, gar keinen Führerschein besitzt. Oder dass der
Mechaniker, welcher den Motor einbaut, gar nicht versteht, warum dieser Motor
überhaupt funktioniert.
Ähnliches gilt z.B. auch im Bereich der Medizin. Hier ist der
Grundlagenforscher der
Biologe, der Techniker entspricht hier dem
Chirurgen
und der Anwender ist der
Hausarzt. Es gibt Biologen, die nicht wissen,
was sie mit ihrem kranken Kind anstellen sollen, welches über
Ohrenschmerzen und Fieber klagt. Andererseits gibt es (leider) auch Ärzte, die nicht in
der Lage sind, ihre medizinischen Geräte richtig zu bedienen (kein Grund zum Ärger für die entsprechende Berufsgruppe: Laut Aussagen einer nicht gerade kleinen Gruppe von Eltern soll es auch Lehrer geben, die nicht unterrichten können).
Das gleiche gilt auch im Fach Informatik. Mancher Computer-
Anwender kann mit PowerPoint ein Referat optisch optimal
gestalten. Andere Anwender können bestens ihren Computer als modernes
Musik-Aufnahme-Studio verwenden und mit dessen Hilfe z.B. Demo-Aufnahmen einer
Schüler-Rock-Band auf CD brennen. Weitere Leute bearbeiten derart gekonnt
mit dem Computer Bilder oder Photos, dass man sie beinahe schon wieder als
Künstler bezeichnen möchte. Die meisten Anwender verstehen jedoch
nicht, wie das Ganze funktioniert, was sie da machen. Wenn sie ein kleines
Problem haben, welches nicht standardmäßig durch die ihnen bekannten
Hilfsprogramme wie z.B. Excel, PowerPoint, PhotoShop
oder ähnliches gelöst wird, so sind sie absolut hilflos.
Die Computer-
Techniker
hingegen lösen spielend leicht die sog. Hardwareprobleme (Festplatte
defekt? Soundkarte funktioniert nicht? - kein Problem!). Außerdem sind sie
geübt darin, z.B. ein größeres Windows-Netz aufbauen. Bei einem
Linux- oder Novell-Netz
hätten sie eventuell die größten Schwierigkeiten; es sei denn,
sie wären gerade dafür besonders geschult worden.
Die
Informatiker ihrerseits
kennen präzise alle wichtigen Eigenschaften eines
Tabellenkalkulationsprogramms oder einer Datenbank. Und sie wissen auch
genau, wie solche Programme
im
Prinzip funktionieren. Sie sind täglich damit beschäftigt,
derartige Programme noch schneller, noch genauer oder überhaupt ganz neu
zu schreiben. Sie beschäftigen sich damit, wie man Millionen von Daten
möglichst
schnell sortiert. Oder wie man etwa eine hundertstellige Primzahl findet.
Oder welche Probleme man überhaupt mit einem Computer lösen kann und
welche nicht.
Andererseits können
Informatiker höchstwahrscheinlich kein
einziges Anwender-Programm mit allen seinen Möglichkeiten vollständig
richtig bedienen. Sie wissen nicht, wie man Musik aus dem Internet herunter lädt,
sie können kein Computernetz aufbauen (es sei denn, dies wäre ihr
Spezialgebiet), sie wissen nicht, wo man Computer oder Drucker günstig
kauft.
Was bedeutet dies nun alles für denjenigen Schüler, der sich für
das Fach
Informatik interessiert? Der Name dieses Schulfaches
sagt eigentlich schon, worum es hier geht, nämlich um Grundlagen:
Es geht
nicht darum, Anwendungsprogramme möglichst gut
bedienen zu lernen. Ein Informatik-Schüler lernt z.B.
nicht,
wie man im Internet tolle Homepages baut. Andererseits wird allerdings auch
jeder Informatik-Schüler etwa eine
Einführung in
Tabellenkalkulation und Homepages bekommen. Dies ist allein schon deshalb
notwendig, damit der Schüler erkennt,
warum sich Informatiker mit derartigen Grundlagen wie z.B.
Sortieren,
Suchen und Löschen von Daten usw. beschäftigen müssen.
In NRW wird zur Zeit fast ausschließlich die Programmiersprache Java in der
gymnasialen Oberstufe eingesetzt.
Es gibt noch weitere wichtige Ziele des Informatikunterrichtes, welche
hier aus Platzgründen nicht weiter besprochen werden sollen (etwa
Projektunterricht, Strategiebildung, Problemanalyse, Lösungsbewertung
usw.). Wer mehr darüber erfahren möchte, der möge sich z.B. die
Richtlinien für das Fach Informatik ansehen.
Im Informatik-Unterricht werden u.a. oft folgende Themen behandelt:
- Wie sortiert man eine lange Liste von Namen oder Zahlen ?
- Wie löst man näherungsweise mathematische Probleme, die exakt nicht gelöst
werden können (z.B.: Bestimmung von Nullstellen komplizierter Funktionen)?
- Wie löst man logische Probleme, die für einen Menschen aus Zeitgründen nicht
lösbar sind (z.B.: In welcher Reihenfolge soll ein Kaufmann 30 Städte
in möglichst kurzer Zeit besuchen) ?
- Wie programmiert man einen Roboter?
- Wie kann man in einer Datenbank mit der Sprache SQL Begriffe suchen, einfügen und
löschen?
Man erkennt bei allen oben aufgeführten
Beispielen, dass es sich um Grundlagen der Datenverarbeitung
handelt.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mitarbeit im
Informatik-Unterricht sind:
- etwas Interesse für den Umgang mit Computern (man braucht dafür wirklich
kein sog. Computer-Freak zu sein !)
- logisches Denkvermögen. Obwohl das Schulfach
Informatik nicht viel mit Mathematik zu tun hat, sind die
Anforderungen an das logische Denkvermögen doch ziemlich vergleichbar.
Wer Schwierigkeiten hat, im Mathe-Unterricht ausreichend oder besser zu sein,
der würde wahrscheinlich auch Probleme in Informatik bekommen!
Welche Vorteile bringt der
Informatik-Unterricht für den einzelnen Schüler ?
- natürlich
lässt es sich gar nicht vermeiden, dass der Informatik-Schüler nach
mehrjährigem Informatik-Unterricht auch einigermaßen sicher mit
Anwendungsprogrammen wie WINWORD oder EXCEL umgehen kann. Und das wäre heute für jeden Beruf und für
jedes Studium von Vorteil.
- nach mehrjährigem Informatik-Unterricht hat man auch automatisch genügend
Erfahrung im Umgang mit der Computer-Hardware gesammelt. Manche
Probleme (z.B. mit dem Drucker) kann man danach selber lösen.
- In vielen Fachbereichen an der Universität und auch in vielen Berufsausbildungen
muss man Programmierkurse absolvieren. Das wäre für den
Informatik-Schüler überhaupt kein Problem mehr.
- in Deutschland werden schon seit vielen Jahren IT-Fachleute dringend
gesucht. Immer wieder müssen entsprechend ausgebildete Leute aus dem
Ausland hierher gelockt werden. Und das wird sich voraussichtlich in den
nächsten Jahren auch nicht ändern. Ein Schüler wäre gut beraten,
wenn er sich in der Schule zumindest die Möglichkeit verschaffen
würde, evtl. später eine entsprechende Ausbildung beginnen zu
können.